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DER LEICHENWAGENKONVOI DURCH DEUTSCHLAND

Naja, Konvoi mag vielleicht ein wenig übertrieben klingen, aber immerhin, es war sehenswert. Hier ist also die Geschichte, wie Stephan und Meine Eine unsere Cadillac Bestattungswagen in Bremen abgeholt und nach München bzw. Wien gefahren haben.

Praktischerweise bin ich direkt von einer Geschäftsreise von Kanada nach Hamburg geflogen; so hab ich mir zwar nicht den Jetlag, aber noch eine innerdeutsche Fahrt erspart. Stephan ist mit Rainer und dessen Freundin Sandra von Wien nach Hamburg gefahren, in einem Volvo Kombi, vollgestopft mit Werkzeug. Wie die Profis hatten wir damit einen echten Servicewagen, was sich später noch als sehr wertvoll herausstellen sollte.

Eine Mercedes-Benz Leiche in Hamburg Wie klein die Welt ist haben wir dann gleich in Hamburg gesehen; direkt vor dem Hotel, in dem wir gewohnt haben, stand dieser interessante Benz Leichenwagen; leider ausgeräumt und als Werkzeugwagen mißbraucht, aber immerhin. Wenn das mal kein Vorzeichen war! Besonders interessant an diesem Auto sind übrigens die hinteren Türen; die Verlängerung des Autos ist nämlich zwischen vorderer und hinterer Tür, ungewöhnlich aber praktisch. Muß man mal gesehen haben!

Mein 1978 Miller Meteor Stephans 1969 Miller Meteor Also ab nach Bremen, erstmal zur Zulassungsstelle und ein Kurzzeitkennzeichen abgeholt. Dann gings durchs Labyrinth des Industriegebiets zur Spedition; Papierkram erledigen, Schlüssel abholen und dann die Autos selber einsammeln. Bei der Gelegenheit kam dann noch das Fernsehteam dazu, um uns auf dem weiteren Weg zu "beschatten" und viel Filmmaterial zu verbraten.
Meine kleine Hope ist, welch Wunder, gleich angesprungen, und auch Stephans Schmuckstück hat sich nicht allzu lange bitten lassen, wenn sie auch ein bißchen heiser klang. Das erste Interview wurde gedreht, und dann los! Tja, leider hat die Spedition meinen Tank ein wenig zu gründlich ausgeleert, und prompt ging mir das Benzin aus; logischerweise mitten auf einer Kreuzung! Wie peinlich kann es denn noch sein? Zum Glück hatte ich ja mein Kamerateam dabei und damit einen Benzinholer, es war wirklich nur ein leerer Tank und so gings dann weiter. *schwitz*

Stephan wollte eigentlich ein Exportkennzeichen, und dafür braucht man, deutsche Regulierungspflicht, ein TÜV Gutachten, also erstmal zum TÜV. Tja, leider wollten die Jungs, bevor sie sich das Auto auch nur anschauen, einen Berg an Papier sehen, mindestens so schwer wie der ganze Cadillac, damit war dieser Plan schon mal gestorben. Halb so schlimm, der Wagen war ja noch zugelassen (in Kalifornien) und versichert, also ab auf die Autobahn, ab nach Süden.

Und immer den Service machen! Mittendrin haben wir immer wieder mal angehalten, Öl, Reifendruck und sonstiges gecheckt, aber immerhin, wir waren unterwegs! Ein Mini-Konvoi von zwei Cadillac Leichenwagen auf Deutschlands Autobahnen, Ihr könnt Euch vorstellen wie manche Leute geschaut haben! Auch die Filmcrew hat gefilmt wie blöd, umso merkwürdiger allerdings, daß von diesen ganzen Szenen später keine einzige Sekunde im Fernsehen zu sehen war.

Letztendlich kam die Mittagszeit an einer Autobahnraststätte; dort gabs dann nochmal ein kurzes Interview und damit waren wir die Fernsehleute los. Dafür daß dann aus dem ganzen halben Tag Filmaufnahmen grade mal 60 Sekunden ausgewählt wurden, hat sich der Aufwand nicht gelohnt! Aber vorher weiß man das halt nicht unbedingt.

Der Fernsehauftritt Bei all diesen Tankstops sind die Autos ziemlich bewundert worden; manche Leute haben mit den Fingern gezeigt, manch andere sind direkt auf uns zugekommen und haben gefragt was denn das für Autos seien. Interessanterweise waren alle Kommentare positiv; jedem scheinen die Autos ziemlich gut gefallen und einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Einer hat sogar gleich seinen Fotoapparat herausgeholt und gefragt, ob er ein paar Bilder machen dürfte!

Auf der weiteren Fahrt hatten wir jedes Wetter das Deutschland so anbieten kann; von Regen bis hin zu Sonnenschein. Nur gut daß sowohl die Heizung als auch die Klimaanlage ging! Auch das Radio funktioniert, wenn es auch mit unseren dichten Funknetz ein wenig überfordert war. Entweder man hatte alle Sender auf einmal drin, oder aber gar keinen. Der Motor lief wunderbar, ohne Probleme und Mucken; bei unserem Cruising Tempo von 60 bis 70 Meilen war vom Motor nichts zu hören; es ist halt doch ein Cadillac!

Plötzlich, ohne Vorwarnung gabs dann auf einmal einen Knall, gefolgt von einem lauten Rattern. Das ganze Auto ist ins Schlingern geraten, zum Glück konnte ich es noch abfangen und gleich auf der Standspur abbremsen. Ich dachte gleich an meine Princess und an irgendwas größeres in Motor oder Antriebsstrang, wie sich herausgestellt hat, hatte sich "nur" der linke hintere Reifen verabschiedet und seine Lauffläche abgestoßen. Am Auto selbst war nichts beschädigt und dank Rainer und dem Servicewagen war auch der Wagenheber sofort zur Stelle. Österreichischer Gentleman wie Rainer nun mal ist, hat er auch gleich das (neue) Reserverad montiert, und weiter gings.

Später gabs nochmal eine Straßenreparatur, als der Vergaser in Stephans Wagen gemeint hat, ein wenig, naja, kreativ sein zu müssen. Natürlich hat es genau dann zu regnen angefangen. Während die wahren Experten tapfer weiter geschraubt hatten, muß ich zu meiner Schande gestehen, habe ich mich dann doch lieber ins Trockene zurückgezogen. Bei der Gelegenheit haben uns dann noch zwei Autobahnpolizisten besucht. Abgesehen davon daß ihnen meine texanischen Nummernschilder nicht gefallen haben, fanden sie die Autos toll und haben sich mehr dafür interessiert als für die eigentlichen Papiere. Kann ich verstehen!

Das war allerdings noch nicht alles, was sich Stephans Auto hat einfallen lassen; später hat es dann noch ein wenig zu rattern angefangen; wahrscheinlich ein loses Motorlager das bei einem bestimmten Tempo Musik gemacht hat. Mit gefühlvollem Gasfuß gings dennoch weiter und so rollte der Konvoi immer weiter nach Süden. Ich war meistens direkt hinter Stephans Wagen, und ich muß schon sagen, es ist ein toller Anblick. Vergeßt einfach alles über Audi, BMW und Mercedes, wenn ein Cadillac Bestattungswagen neben so einem Teil herfährt ist der Wettbewerb ums schönere Auto klar entschieden!

Sandra, Rainer, Stephan und ich An einer Raststation bei Würzburg haben wir dann noch Wolfgang Grebenhof zu einem Kaffee und ein wenig Autoratsch getroffen. Allmählich ist es dann auch dunkel geworden, also wars Zeit für die letzte Etappe, wobei meine deutlich kürzer als Stephans war. Im Dunkeln mit einem klassischen Cadillac zu fahren hat einiges für sich, zumindest weiß ich jetzt daß die cornering lights gehen (cool), und von den indicator lights am vorderen Kotflügel nur zwei gehen (weniger cool). Letztendlich kam dann die Trennung des Konvois und mein letztes Stück nach München, wo ich schließlich um 2 Uhr nachts ankam. Einen Parkplatz vor dem Haus zu finden war dann auch nicht so leicht, irgendwie ist Hope doch ein wenig länger als so ein Golf.

Zwei schoene Autos in der Nacht

Einen Tag später kam dann auch der lange erwartete Bericht im Fernsehen, oh Gott, welch Enttäuschung. Da fahren die Fernsehleute zu zweit einen halben Tag mit uns quer durch Deutschland, haben zwei Cadillac Leichenwagen in den schönsten Situationen vor sich, und alles haben sie verpaßt. Es kamen vielleicht 30 Sekunden Interview und 5 Sekunden Fahraufnahmen, und keine einzige Aufnahme mit den beiden Cadillacs zusammen. Schade um den ganzen Aufwand, und schade daß niemand diese schönen Bilder zu sehen bekam! Zumindest Stephan, Rainer, Sandra und ich haben es erlebt, und es war toll!

Zum Schluß geht ein großes Dankeschön und Grüße an Stephan, Rainer and Sandra, die nicht nur außerordentlich hilfreich, sondern auch sehr nett und eine prima Gesellschaft waren. Ohne sie wäre die ganze Reise nicht so leicht gegangen und auch nur halb so viel Vergnügen gewesen. Danke auch für die schönen Fotos!
Leider wohnen Stephan und ich recht weit voneinander, so daß sich unsere Autos so schnell nicht wiedersehen werden, aber irgendwann gibts ein Wiedersehen, und davon wirds dann auch eine Geschichte geben!

Alle Bilder hier stammen von Rainer und Wolfgang, vielen Dank!

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Letzter Update: 01 Januar 2011